Mo, 22.05.2023
Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen sinkt weiter

Um fast ein Drittel ist die Zahl der Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahr gesunken, der stärkste Rückgang seit 2007. Baubranche und Gewerkschaften schlagen Alarm.

Die Zahl der Baugenehmigungen ist im März so stark eingebrochen wie seit 16 Jahren nicht mehr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurde im März der Bau von 24.500 neuen Wohnungen genehmigt, das waren 29,6 Prozent weniger als vor einem Jahr. Seit Jahresbeginn gingen demnach die Genehmigungen jeweils jeden Monat um über 20 Prozent zurück.

Mieterinnen und Mieter müssen sich wohl auf steigende Kosten einstellen: „Das Angebot wird noch enger, und die Mieten werden steigen“, sagte Stephan Kippes, Marktforscher des Immobilienverbands Deutschland Süd. Der Deutsche Mieterbund (DMB) mahnte bereits Anfang des Jahres, dass die Lage auf dem deutschen Wohnungsmarkt „immer dramatischer“ werde.

Der Trend bei den Baugenehmigungen verläuft laut Statistischem Bundesamt seit Mai 2022 durchgehend negativ. Grund für den anhaltenden Rückgang der Bauvorhaben sind nach Einschätzung der Statistiker die hohen Baukosten und die schlechten Finanzierungsbedingungen. Wegen der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation hätten sich Baukredite spürbar verteuert.

Baubranche spricht von Überregulierung

Die Baubranche sieht eine Überregulierung seitens der Politik, beispielsweise durch das umstrittene Gebäudeenergiegesetz (GEG). „Die Politik muss sich entscheiden: Will sie sich im Detail verregulieren oder effizient Wohnungen bauen?“, sagte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Der Verband hat zuletzt für das laufende Jahr mit bestenfalls 250.000 neuen Wohnungen gerechnet. Das ist weit entfernt von den 400.000 jährlich neuen Wohnungen, die die Bundesregierung als Ziel gesetzt hatte.

„Die Zahlen sind tatsächlich übel“, sagte eine Sprecherin des SPD-geführten Bundesbauministeriums. Es gebe regelmäßige Treffen mit Ländern und Verbänden, um die Lage zu verbessern. Ein Gipfeltreffen sei aber nicht geplant. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) forderte die öffentliche Hand zum Handeln auf. „Wir brauchen eine massive Aufstockung der Mittel für den sozialen Wohnungsbau“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell.

Quelle: Zeit Online