Fr, 08.03.2024
Zahl der Baugenehmigungen bricht um 26,6 Prozent ein

2023 gab es so wenige Baugenehmigungen wie zuletzt im Jahr 2012. Vor allem Privatpersonen stellten immer weniger Bauanträge. Mögliche Folgen: Fehlende Jobs und Wohnungsmangel.

Höhere Kosten für Baumaterialien und schlechtere Finanzierungsbedingungen setzen der Baubranche zu: Trotz starker Nachfrage nach Wohnraum ist die Zahl der Baugenehmigungen in vielen Regionen Deutschlands im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren gesunken.

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, wurde 2023 der Bau von 260.100 Wohnungen genehmigt – das waren 26,6 Prozent weniger als im Vorjahr und außerdem der niedrigste Stand seit 2012. Die Baubranche warnte vor Arbeitsplatzverlusten und einem steigenden Wohnungsmangel und forderte mehr Unterstützung von Bund und Ländern. Die Zahl der Baugenehmigungen sei zudem ein »wichtiger Frühindikator für die zukünftige Bauaktivität, da Baugenehmigungen geplante Bauvorhaben darstellen«, heißt es in der Mitteilung des Statistischen Bundesamtes.

Besonders deutlich war der Rückgang bei den genehmigten Bauanträgen, die von Privatpersonen gestellt wurden: Hier gab es 81.300 Wohnungsbauvorhaben – 42,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Auf Unternehmen entfielen 117.700 Genehmigungen, das Minus betrug 20,3 Prozent. Die Zahl der genehmigten Bauanträge der öffentlichen Hand sank um 12,1 Prozent auf 11.000.

Vor allem die Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser (minus 39,1 Prozent) und für Zweifamilienhäuser (minus 48,3 Prozent) sind stark rückläufig. Bei den neuen Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sanken die Genehmigungen um gut 25 Prozent.

Der Trend zeigte sich auch bei Nichtwohngebäuden, also Büros, Lagerhallen oder Fabriken, wie die Statistiker weiter mitteilten. Hier ist der sogenannte umbaute Raum der wichtige Indikator. Bei den genehmigten Nichtwohngebäuden verringerte sich dieser umbaute Raum im Jahresvergleich um 15,7 Prozent auf 199,5 Millionen Kubikmeter. Das war der niedrigste Wert seit 2015.

»Die Katastrophenszenarien aus dem vergangenen Jahr sind von der Wirklichkeit noch übertroffen worden«, sagte Dirk Salewski, Präsident des Bundesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. »Auch aus den erteilten Baugenehmigungen werden häufig keine Baustellen mehr.« Die Bundesregierung kritisierte er, nur zögerlich zu reagieren.

»Deutschland steckt in einer massiven Wohnungsbaukrise«, sagte Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbes. »Die fehlenden Baugenehmigungen werden zu fehlenden Wohnungen in den kommenden Jahren führen.« Als erster Schritt müsse nun endlich das Wachstumschancengesetz verabschiedet werden, das steuerliche Vorteile für den Mietwohnungsbau enthält. Hier blockieren derzeit die unionsgeführten Länder im Bundesrat.

Quelle: SPIEGEL Wirtschaft