Mi, 22.02.2023
Wohnimmobilien: Überbewertung ja, Preisblase nein

Wohnungen und Häuser in den deutschen Städten sind nach Einschätzung der Bundesbank immer noch um bis zu 40 Prozent überteuert – es gebe aber Anzeichen dafür, dass der jahrelange Immobilienboom vorbei sei. Vom Platzen einer Preisblase ist keine Rede mehr.

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland sind nach wie vor oft überteuert. „Die Überbewertungen bei Wohnimmobilien gingen im Jahresmittel 2022 nicht zurück“, stellt die Bundesbank im Monatsbericht für Februar 2023 fest. Nach „aktuellen Schätzergebnissen lagen die Immobilienpreise in den Städten zwischen 25 Prozent und 40 Prozent über dem Preis, der durch soziodemografische und wirtschaftliche Fundamentalfaktoren angezeigt ist“, so die Analysten, die seit Jahren vor Überbewertungen auf dem Immobilienmarkt warnen.

Preise für Wohnimmobilien: noch hoch

Zwar waren in der zweiten Jahreshälfte 2022 Preisrückgänge zu beobachten: Die Inflation und steigende Hypothekenzinsen engten jedoch den Finanzierungsspielraum vieler Kaufinteressenten ein. Die Folge: Die Wohnungsnachfrage ließ nach. Preisdruck kam hingegen von den hohen Baupreisen und durch das Angebot. „Angesichts der in der ersten Jahreshälfte noch kräftigen Preissteigerungen waren Wohnimmobilien in Deutschland im Jahresmittel etwa ebenso stark überbewertet wie zuvor“, fasst die Bundesbank zusammen.

Es gebe allerdings Anzeichen dafür, dass der jahrelange Aufschwung vorüber sei, schreibt die Bundesbank in ihrem jüngsten Bericht: Die Preissteigerungen seien auf Jahressicht 2022 geringer ausgefallen als noch 2021.

Immobilienpreise geraten ins Rutschen

Die Preise für Wohnimmobilien in 127 deutschen Städten erhöhten sich etwa nach Berechnungen des Datenanbieters Bulwiengesa, auf den sich die Bundesbank beruft, im Jahresschnitt 2022 um sechs Prozent und damit schwächer als ein Jahr zuvor. Auch in den sieben größten deutschen Städten Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart sei der Preisanstieg mit 6,2 Prozent niedriger gewesen als im Vorjahr.

Nach Zahlen des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (vdp), die ebenfalls Eingang in die Bundesbank-Analyse finden, stiegen die Preise für Häuser und Wohnungen insgesamt um neun Prozent. Ein ähnliches Bild ergibt der Häuserpreisindex des Statistischen Bundesamtes, der im Durchschnitt der ersten drei Quartale 2022 mit 8,6 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum deutlich stieg, während sich die Preise zwischen Juli und September 2022 gegenüber dem zweiten Quartal aber praktisch nicht mehr veränderten.

Gemäß dem EPX-Index der Hypoport AG stiegen die Wohnimmobilienpreise in Deutschland im Mittel des Jahres 2022 um 7,7 Prozent, fielen jedoch im vierten Quartal unter den Wert von Ende 2021. Alle drei Indikatoren weisen laut Bundesbank darauf hin, dass der jahrelange Boom bei Wohnimmobilien zu Ende geht.

Trotz Zinswende keine Preisblase

Die Zinswende hat den erhitzten Immobilienmarkt abgekühlt. Vom Platzen einer Immobilienblase ist im aktuellen Bundesbank-Bericht im Gegensatz zu früheren Analysen aber keine Rede mehr.

Ob eine Preisblase bei Wohneigentum in Deutschland droht – oder ob es sie schon gibt –, ist unter Marktexperten seit langem umstritten. In der Bau- und Immobilienbranche wird darauf verwiesen, dass in den Städten und deren Umland nach wie vor viele Wohnungen fehlen und die Nachfrage wesentlich höher ist als das Angebot. Die starken Preissteigerungen in Deutschland und anderen europäischen Ländern alarmierten zuletzt im Februar 2022 den EU-Risikorat ESRB. Die Finanzaufsicht Bafin hat daher bereits strengere Regeln für Banken auf den Weg gebracht.

Quelle: Haufe Online Redaktion