Der Traum vom Eigenheim droht bei manchen gerade zum Albtraum zu werden. Materialien sind knapp, die Kosten schießen in die Höhe. Gebaut wird in Berlin und Brandenburg trotzdem – doch Geduld ist gefragt.
Eine Baustelle in Schwarze Pumpe (Spree-Neiße), Ende Juni 2021. Ein Haus ist hier schon erkennbar, Fenster und Türen sind eingelassen, die Elektrik ist verlegt. Im November ist der geplante Einzugstermin.
350.000 Euro haben Nancy Borchelt und David Wojahn für ihr Wunschhaus eingeplant. Ob es dabei bleibt, ist unklar.
Denn Holz, Stahl und Dämmstoffe sind auch auf Baustellen in Berlin und Brandenburg knapp. Das führt zu Preissteigerungen. „Die Treppe wurde bei Bestellung um 400 Euro teurer, von der Firma wurden uns schon Punkte aus dem Bauvertrag aufgelistet, die teurer werden könnten, darunter auch der Dachstuhl oder Stahl“, sagt Wojahn.
Bisher sind bei dem Paar aus Schwarze Pumpe aber noch keine fatalen Preiserhöhungen absehbar. Anders sehe das bei Freunden aus. Dort werde das Haus nicht nur teurer, der Bau dauere auch länger. „Es fängt langsam an, es geht schleppend voran, immer viel Pause dazwischen, andere Leute warten sechs bis acht Wochen auf den Dachstuhl. Da können wir nur von Glück sprechen.“
„Es ist sehr dramatisch“
Seit April 2021 warten einige Bauunternehmer auf Material. Hintergrund seien begrenzte Transportkapazitäten sowie eine hohe Nachfrage aus China und den USA, teilte die Handwerkskammer Frankfurt (Oder) im Mai mit. Die Handwerkskammer Cottbus vermutete im April als Ursache für die Knappheit die Corona-Pandemie, genauer gesagt Kurzarbeit in produzierenden Betrieben und Quarantäne-Regeln.
Aktuell ist kein Ende des Baustoffmangels im Handwerk in Sicht. Durch den Engpass steigen die Kosten rasant, Lieferzeiten verlängern sich. Das übertrage sich auf alle Gewerke, sagt Corina Reifenstein, Chefin der Terpe Bau GmbH in Spremberg, die auch das Haus von Nancy Borchelt und David Wojahn baut. „Es ist sehr dramatisch“, so Reifenstein.
„Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass man in der heutigen Zeit des Material-Überflusses den Bauherren sagen muss: Du kannst jetzt alles Mögliche aussuchen, dann besteht die Gefahr, dass du auf deine Steckdosen acht Wochen warten musst. Oder du nimmst jetzt diese Variante – die ist noch vorrätig.“
Erst weniger Stahl, dann weniger Holz
In den vergangenen anderthalb Jahren gab es immer wieder Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Die extreme Materialknappheit, so Reifenstein, sei aber erst seit diesem Jahr, seit April ein Problem. Innerhalb weniger Wochen sei die Lage dramatisch geworden. Mit Stahl habe es begonnen, dann kam der Mangel bei Holz dazu. „Wir warten immer länger auf Dachstühle und alle Folgegewerke verschieben sich aufgrund dessen.“
Dachlatten inzwischen fünf Mal so teurer
Corina Reifenstein beobachtet jährlich eine Preissteigerung von rund fünf Prozent. Das sei in der Branche normal. Durch die Materialknappheit falle der Anstieg spürbar deutlicher aus. 100 Prozent mehr als im Vorjahr zahle man heute für Stahl, bei Dachlatten gebe es aktuell eine Steigerung von bis zu 500 Prozent.
Mit Blick auf ein komplettes neues Haus bedeutet das, dass 15 bis 20 Prozent mehr Geld in die Hand genommen werden muss. Trotzdem gibt es beim Unternehmen von Corina Reifenstein bisher noch keine Vertragskündigungen. Auch die Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg hat von Kündigungen noch nichts gehört, wie es dort auf Nachfrage des rbb hieß.
Reifenstein beobachtet, dass trotz Preissteigerungen und Bauzeitverlängerung nach wie vor auch neue Interessenten ihr Unternehmen kontaktieren. Nur würden viele sich jetzt mit der Planung ihres Traumhauses lieber noch ein wenig Zeit lassen.
Quelle: rbb24