Der Immobilienentwickler BPD hat seine Wohnwetterkarte 2022 veröffentlicht. Die Ergebnisse deuten eine Trendwende an. Zum ersten Mal heizt sich der Wohnungsmarkt vielerorts im Umland stärker auf als in den Kernstädten. Damit das klappt, muss das Umland aber die nötige Infrastruktur aufweisen.
Die in den Niederlanden gegründete Bouwfonds Immobilienentwicklung (BPD) hat zum vierten Mal gemeinsam mit dem Analyseunternehmen bulwiengesa seine Wohnwetterkarte vorgelegt. Die Karte soll anhand einer Temperaturskala verdeutlichen, wo der Wohnungsmarkt in Deutschland aktuell besonders aufgeheizt ist. In Gegenden, in denen eine hohe Nachfrage und zugleich ein geringes Bauvolumen im Vergleich zur Nachfrage besteht, herrscht demnach ein heißer Wohnungsmarkt. Landstriche, auf die das nicht zutrifft, werden demgegenüber auf der Wohnwetterkarte als kühl dargestellt.
Beim Vergleich der Wohnwetterkarte 2022 mit den Ergebnissen aus dem Vorjahr, konstatiert BPD drei wichtige Wohntrends:
1. Bautätigkeit gebremst
Zum einen hält der Immobilienentwickler fest, dass die Bautätigkeit durch die aktuelle Krisensituation zusätzlich gebremst wird. Diese geringe Bautätigkeit verschärfe die Situation in Gemeinden, in denen bereits eine sehr hohe Nachfrage nach Wohnraum besteht, weiter und spiegele sich auf der Wohnwetterkarte mit hohen Temperaturen wider. Die Bautätigkeit wiederum sei insbesondere durch den Ukraine-Krieg und die dadurch bedingten Materialengpässe erlahmt. Gleichzeitig bremsten auch steigende Zinsen und eine anhaltend hohe Inflation die Bautätigkeiten aus.
2. Kernstädte kühlen ab
Nachdem sich die Ballungsräume in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhitzten, deutet sich 2022 eine Trendumkehr an. Demnach kühlt sich der Wohnungsmarkt in den Kernstädten laut BPD in diesem Jahr erstmals ab, während sich das Umland zunehmend aufheizt. Das sei dem Umstand geschuldet, dass die demografisch starke Generation der 30- bis 35-Jährigen verstärkt Wohnraum mit eigenem Garten und eine Umgebung mit viel Natur nachfrage – insbesondere im Hinblick auf vermehrt mögliches Arbeiten im Home-Office.
3. Infrastruktur muss mitwachsen
Der dritte Wohntrend, den BPD ausgemacht haben will, ist, dass das Umland nur dort Druck von den Kernstädten nimmt, wo die Infrastruktur bis ins Umland mitwächst. Demnach könnten leistungsstarke kleinere Städte den Wohnungsmarkt der überhitzten Kernstädte grundsätzlich abkühlen. Voraussetzung dafür sei aber, dass auch in den kleineren Städten im Umland eine funktionierende moderne und bedarfsgerechte soziale sowie verkehrliche Infrastruktur existiere. So seien Mannheim, Heidelberg und Karlsruhe, Wiesbaden und Darmstadt sowie Köln und Düsseldorf beispielsweise verhältnismäßig kühler geworden. Eine Gemeinsamkeit dieser Großstädte bestehe darin, dass sie leistungsstarke kleinere Städte im Umland aufweisen oder schlichtweg ausreichend bauen, um den Wohnbedarf zu decken.
Quelle: AssCompact