Zur Wohnungsknappheit trage am stärksten die Geldpolitik bei, findet der Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg. Sparer flüchteten ins „Betongold“.
Frankfurt. Die derzeit ultralockere Geldpolitik verschärft die Lage am deutschen Wohnungsmarkt immer weiter. Das erklärte Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg, am Dienstag bei einer Veranstaltung in Baden-Baden.
Am stärksten „zur Misere bei der Verfügbarkeit von ausreichend bezahlbarem Wohnraum trägt mittlerweile die Geldpolitik bei“, sagte er laut Redetext. In Zeiten von Null- und Negativzinsen seien Sparer und Anleger massiv in das sogenannte Betongold geflüchtet. „Das hat aber den Preisdruck im Immobilienmarkt stark angeheizt.“
Gleichzeitig würden immer mehr Anbieter in den Mark für Immobilienkredite drängen. Schneider: „Wir sehen hier inzwischen einen scharfen Wettbewerb mit Kreditanbietern, die zu niedrigsten Konditionen und teilweise mit sehr langen Laufzeiten 100 Prozent finanzieren. Da baut sich ein erhebliches Risiko für diese Kreditanbieter auf und ebenso für die Kreditnehmer.“ Die Sparkassen würden an diesem „Unterbietungswettbewerb“ nicht beteiligen.
Schneider nahm die Politik in die Pflicht. Der größte Profiteur der Geldpolitik sei der Staat, der jedes Jahr viele Milliarden Euro spare, da er für seine Schulden kaum noch Zinsen zahlen müsse. „Es ist überfällig, dass der Staat wenigstens einen Teil an die Sparer zurückgibt – zum Beispiel mit dem Ausbau der Wohnbauförderung“, sagte Schneider.
Auch Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, hatte im vergangenen Monat deutliche Kritik an der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank geäußert. „Die noch expansivere Geldpolitik bringt mehr Schaden als Nutzen. Die negativen Auswirkungen dieser Politik überwiegen mittlerweile, gleichzeitig haben sich die positiven Effekte abgenutzt“, sagte er damals.
Quelle: Handelsblatt