Wenn es darum geht, die Preisentwicklungen für Immobilien zu beurteilen, gelten die Finanzierer als die erste Adresse. Die geben jetzt Entwarnung, aber nur vorsichtig.
Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind nach Einschätzung der wichtigsten Finanzierer weiter gefallen. Im vierten Quartal 2022 verbilligten sich Wohnungen und Häuser gemessen am dritten Quartal um 1,8 Prozent, zeigt der am Freitag veröffentlichte Immobilienpreisindex des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp). Im Zwölf-Monats-Vergleich sind Häuser und Wohnungen aber immer noch im Schnitt um 2,1 Prozent teurer.
Bei Büro- und besonders bei Einzelhandelsimmobilien gingen die Preise in beiden Zeiträumen spürbar zurück. Der gesamte Immobilienindex des vdp fiel damit das zweite Mal in Folge auf Quartalssicht. Nach dem langen Boom verfestige sich die Trendwende am Immobilienmarkt, betonte der Verband, in dem die wichtigsten deutschen Immobilienfinanzierer vereint sind. Der Index des vdp beruht im Gegensatz zu vielen Studien nicht auf ausgewerteten Angebotspreisen, sondern auf Transaktionsdaten von über 700 Banken. Als Hauptgrund für die fallenden Immobilienpreise gelten stark gestiegene Kreditzinsen.
Metropolen folgen dem Trend
»Wir rechnen auch für die nächsten Quartale mit Rückgängen – allerdings insgesamt weiterhin auf moderatem Niveau«, sagte vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt. Selbst wenn die Preise über einen längeren Zeitraum in Summe um 15 Prozent nachgäben, stünde der Markt gemessen am vdp-Index lediglich auf dem Niveau von Anfang 2020.
Die Preise für Wohnimmobilien in den sieben größten deutschen Städten entwickelten sich mit einem Anstieg um 2,2 Prozent auf Jahressicht und einem Rückgang um 2,0 Prozent auf Quartalssicht ähnlich wie im bundesweiten Schnitt. Unter den Metropolen ragte Berlin hervor, wo sich Häuser und Wohnungen im vierten Quartal um 4,6 Prozent zum Vorjahreszeitraum verteuerten und nur um 0,7 Prozent im Quartalsvergleich verbilligten. Besonders stark fielen die Wohnimmobilienpreise in Frankfurt am Main: Sie gingen binnen Jahresfrist um 2,7 Prozent und gegenüber dem dritten Quartal um 4,8 Prozent zurück.
Im Gegensatz zu den Immobilienpreisen ging es bei den Mieten im Bundesschnitt stark bergauf. Die Neuvertragsmieten stiegen gemessen am vierten Quartal 2021 um 6,5 Prozent und am dritten Quartal 2022 um 1,9 Prozent. Die Nachfrage nach Wohnraum treffe weiter auf ein viel zu geringes Angebot, sagte Tolckmitt. »Es deutet sich hier auch keine Trendumkehr an, im Gegenteil, denn die Neubautätigkeit in Deutschland liegt weiterhin weit hinter dem Bedarf zurück.«
Die Tendenz zu stark steigenden Mieten, aber fallenden Immobilienpreisen zeichnet sich schon länger ab. Bereits für das dritte Quartal 2022 hatte der vdp leicht sinkende Wohnimmobilienpreise gemessen am Vorquartal festgestellt – ebenso wie das Statistische Bundesamt. Es handle sich um das erste Minus seit dem Jahr 2010, hatte der vdp erklärt. Für das vierte Quartal liegen noch keine offiziellen Daten des Statistischen Bundesamts vor.
Quelle: SPIEGEL Wirtschaft