Die Gefahr, dass die Immobilienblase platzt – wo ist sie am größten? Nicht etwa in New York, Paris oder London, wie eine neue Studie zeigt, sondern in der „Weltstadt mit Herz“.
Quadratmeterpreise von 8000 oder 9000 Euro sind in manchen Ecken Münchens inzwischen die Regel. Doch was steckt hinter diesen Preisen? Einer neuen Untersuchung der Schweizer Bank UBS zufolge mitunter nicht viel. Der Wohnungsmarkt in der bayerischen Landeshauptstadt gilt laut einem neuen Ranking der Ökonomen als weltweit am stärksten überbewertet.
Im „UBS Global Real Estate Bubble Index“ untersuchen die Ökonomen die Immobilienmärkte in 24 Großstädten. Im vergangenen Jahr attestierten sie dabei noch Städten wie Hongkong, London, Paris und Singapur die höchste Gefahr gefährlicher Spekulationsblasen. Doch 2019 hat sich das Bild gewandelt: Nun liegt München ganz vorn auf der Liste. Eine hohe Blasengefahr attestieren die Experten außerdem noch sechs weiteren der 24 Städte – darunter auch Amsterdam und Frankfurt.
Doch warum steht ausgerechnet München ganz oben? Als Gründe führt die Studie die starke lokale Wirtschaft samt wachsender Bevölkerung an, dadurch sei die Nachfrage nach Wohnraum gestiegen, der hierfür nur unzureichend zugenommen habe. Dadurch hätten sich die realen Preise in München in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt, die Mieten stiegen um mehr als vierzig Prozent.
Immobilienblasenrisiko-Index der UBS
Die positive Entwicklung der Löhne mit einem Plus von 15 Prozent kann diese Entwicklung offenbar nicht ausgleichen: „Für den Kauf einer 60-Quadratmeter-Wohnung in Nähe des Münchner Stadtzentrums muss ein qualifizierter Arbeitnehmer im Dienstleistungssektor weiterhin rund acht Jahreseinkommen aufbringen“, heißt es in der Studie.
Umland könnte zulasten der Städte aufholen
Frankfurt ist in dem Index neu in die Risikozone der Städte aufgerückt, die ein hohes Blasenrisiko haben sollen. In nur einem Jahr stiegen dort der Studie zufolge die realen Preise um elf Prozent. Die Rede ist von der „höchsten Rate unter allen erfassten Städten“. Da die Nachfrage auch in Frankfurt höher ist als das Angebot, steigen die Wohnungspreise und Mieten weiter. Maximilian Kunkel, bei UBS Global Wealth Management für Anlageformen in Deutschland zuständig, teilte mit: „Investoren sollten deshalb Vorsicht walten lassen, wenn sie Käufe in diesen Regionen Deutschlands erwägen.“
Während in deutschen Metropolen das Risiko laut der Studie steigt, ist es in Vancouver, San Francisco, Stockholm und Sydney „markant zurückgegangen“, in New York und Los Angeles immerhin noch leicht. „Zunehmende ökonomische Unsicherheit wiegt den positiven Effekt fallender Zinssätze auf die Nachfrage nach Immobilien mehr als auf“, erklärt Mark Haefele bei UBS Global Wealth Management.
In der Eurozone wiederum haben die niedrigen Zinsen den Immobilienboom noch befeuert, da sie in Wohnungen und Häusern auch eine vermeintlich sichere Geldanlage sehen. Für viele Häuslebauer in spe sind daher nicht die Zinsen das Problem, sondern fehlendes Eigenkapital, um überhaupt eine Finanzierung bei der Bank zu bekommen.
Diese Entwicklung bedroht den Autoren der UBS-Studie zufolge auch die bisher gängige Strategie der Vermögensvermehrung. Die Städte könnten unattraktiver werden, Arbeitsplätze und Wohnraum sich stärker im Umland ansiedeln. „Obwohl Urbanisierung, digitale Revolution sowie Baubeschränkungen die Bewertungen von Immobilien in Städten immer noch stützen, kann nicht mehr mit Sicherheit mit realen Preisanstiegen gerechnet werden.“‚
Quelle: Spiegel Online