Do, 20.05.2021
Mieten sinken teils – Preise gehen durch die Decke

Die Wohnungsmieten stagnieren oder sinken teilweise, während die Kaufpreise mancherorts durch die Decke gehen. Die Nachfrage nach Eigentumswohnungen oder Einfamilienhäusern während der Coronakrise hat die Preisdynamik noch befeuert, heißt es im F+B-Wohn-Index.

Die Neuvertragsmieten sind im ersten Quartal 2021 im Vergleich zum vierten Quartal 2020 im bundesweiten Schnitt mit einem leichten Plus von 0,3 Prozent nur noch unmerklich gestiegen. Im Jahresvergleich mit dem ersten Quartal 2020 lag die Wachstumsrate der Angebotsmieten mit minus 0,3 Prozent im Minusbereich. Das ist ein Ergebnis aus dem aktuellen F+B-Wohn-Index.

Die Studienautoren gehen davon aus, dass sich während der Corona-Pandemie die Nachfrage nach Mietwohnungen verstärkt in Richtung Wohneigentum verlagert hat. Dafür spricht, dass sich die Kaufpreise zum Teil massiv verteuert haben, wie F+B-Geschäftsführer Bernd Leutner erklärte.

F+B-Wohn-Index: Mieten sind keine Preistreiber mehr

Auch die Betrachtung der teuersten deutschen Mieterstädte legt diesen Trend nahe. Im Vergleich zum Vorquartal sind die Mieten bei Neuvermietung laut F+B im ersten Quartal 2021 in 17 von 50 Städte gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresquartal 2020 gab es reale Mietpreisrückgänge in 25 der 50 teuersten Städte. Angesichts einer mittlerweile nahezu anderthalbjährigen Prägung durch die Corona-Pandemie mit entsprechenden ökonomischen Verwerfungen erwartet F+B auch für die kommenden zwölf Monate bei den Angebotsmieten eine Stagnation.

„Vor dem Hintergrund einer erhitzt geführten Debatte um immer weitere bundesweite Mietregulierungen – besonders nach dem Verbot des Berliner Mietendeckels – ist die empirische Grundlage und damit die Legitimation für noch härtere mietenpolitische Maßnahmen jedenfalls aktuell schlicht nicht vorhanden.“ F+B-Geschäftsführer Bernd Leutner

Die Bestandsmieten verteuerten sich bundesweit auf exakt dem gleichem Niveau wie die Angebotsmieten nur noch leicht um 0,3 Prozent im Vergleich von des ersten Quartals 2021 mit dem Vorquartal. Auch in diesem Segment sei eine deutliche Beruhigung der Entwicklung zu beobachten, so Leutner. Auf Jahressicht wuchsen im Bundesdurchschnitt die Bestandsmieten mit plus 1,2 Prozent noch stärker als die Neuvertragsmieten. Der Verbraucherpreisindexes (VPI) erhöhte sich im Zeitraum von März 2020 bis März 2021 um 1,7 Prozent.

„Die Mieten sind also kein Preistreiber mehr“, so der F+B-Wohnungsmarktexperte. Im Vergleich zu ihren Vorjahresquartalen liegen sowohl die Teuerungen bei Neuvermietungen als auch bei Bestandsmieten deutlich unterhalb des Anstiegs des F+B-Gesamtindex als Durchschnitt der Preis- und Mietentwicklung von Wohnimmobilien für alle Gemeinden in Deutschland (plus 1,9 Prozent im Vergleich der ersten Quartale 2020 und 2021; plus 4,3 im Jahresvergleich).

Kaufpreise für Wohneigentum ziehen massiv an

Die Preise für Eigentumswohnungen sind dem Beratungsunternehmen F+B zufolge gegenüber dem vierten Quartal 2020 um 2,3 Prozent gestiegen – im Jahresvergleich um 4,8 Prozent. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern kletterten die Angebotspreise im ersten Quartal 2021 gegenüber dem Schlussquartal 2020 um zwei Prozent – satte 6,3 Prozent waren es im Jahresvergleich.

Weinstadt (10,4 Prozent), Heidelberg (8,8 Prozent), Kelkheim / Taunus (7,9 Prozent), Friedberg / Bayern (7,1 Prozent) und Garmisch-Partenkirchen (plus 6,5 Prozent) machten im Vergleich der ersten Quartale 2021 und 2020 die größten Preissprünge bei der Analyse der Top 50-Liste bei den Preisen für Eigentumswohnungen. Im Vergleich zum vierten Quartal 2020 stiegen die standardisierten Preise in Freising um 12,5 Prozent, in Weinstadt um 9,6 Prozent, in Landsberg a. Lech um 8,1 Prozent sowie in Lindau (Bodensee) um 6,6 Prozent am massivsten. Die genannten Städte sind überwiegend Standorte für lokale oder regionale Investoren.

Die sieben Top-Metropolen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart verzeichnen trotz der anhaltend hohen Nachfrage von Selbstnutzern und Kapitalanlegern eine etwas gedämpfte Preisentwicklung. Gründe hierfür könnten laut F+B die schon ausgereizten Preise sein, die die Renditen für Kapitalanleger unter die Zwei-Prozent-Schwelle drücken und für Normalverdiener ohne geerbtes Vermögen nicht mehr leistbar sind. München ist nach wie vor am teuersten mit Preisen für Eigentumswohnungen von 7.030 Euro pro Quadratmeter im Durchschnitt.

Quelle: Haufe Online Redaktion