Di, 24.01.2023
Keine Entspannung bei Bauzinsen absehbar

Die Inflation ist zuletzt stärker gesunken als vermutet. Doch bei den Baufinanzierungszinsen rechnet Michael Neumann, Vorstandsvorsitzender des Kreditvermittlers Dr. Klein, vorerst nicht mit einer Erholung. Vielmehr sieht er weiteres Aufwärtspotenzial – bis hin zur Marke von 5%.

Obwohl die Inflation im Dezember sowohl im Euro-Raum als auch in Deutschland stärker gesunken ist als erwartet und sich die Wirtschaft überraschend robust präsentiert, bleiben die Baufinanzierungszinsen unter Druck. So lautet die Einschätzung von Michael Neumann im aktuellen Zinskommentar. Der Vorstandsvorsitzende des Kreditvermittlers Dr. Klein rechnet nicht damit, dass die Bauzinsen demnächst nachgeben.

Denn selbst wenn die Inflation ihren Höhepunkt bereits hinter sich haben sollte, verharrt sie auf einem hohen Niveau weit über der Zielmarke von 2%. Der leichte Rückgang sei zum Teil auf staatliche Maßnahmen zur Entlastung von Verbrauchern und Industrie angesichts hoher Energiekosten zurückzuführen, so Neumann. Zudem ufere die Kerninflation – bereinigt um schwankungsanfällige Güter wie Energie und Nahrungsmittel – im Dezember aus auf eine Rekordhöhe von 5,2%. Auch für die nächsten Monate sieht Neumann wenig Chancen für sinkende Konditionen für Baufinanzierungen: „Ich rechne mit weiteren Zinsanstiegen im ersten Halbjahr und mit einem Zinsniveau von über 4%. Schwankungen können dabei immer wieder in Richtung 3% gehen, aber auch eine zeitweise 5 vor dem Komma will ich nicht ausschließen.“

Preisdruck auf Immobilien erhöht sich

Was den Immobilienmarkt angeht, gibt Neumann bis auf Weiteres keine Entwarnung für Kaufinteressenten. Bei einem vermutlich weiterhin leicht steigenden Zinsniveau finden Käufer vielerorts weiterhin hohe Quadratmeterpreise vor. „Der Preisdruck nimmt weiter zu – aber ich erwarte keinen Einbruch in der Fläche“, meint der Experte. In einigen Fällen gebe es aber bereits signifikante Rückgänge bei den tatsächlich gezahlten Immobilienpreisen, insbesondere in strukturschwachen Regionen, bei wenig energieeffizienten Objekten und bei ehemals überbewerteten Immobilien in begehrten Metropolvierteln.

Zurückhaltung bei Käufern

Die Nachfrage nach Immobilien bewegt sich unterhalb des Niveaus von 2022. Noch bestehe eine deutliche Kluft zwischen den Preisvorstellungen der Anbieter und den Möglichkeiten der Kaufinteressenten, so Neumann. Doch nicht immer übersteige der Immobilienerwerb die finanziellen Möglichkeiten von Interessenten. „Wir haben viele Kunden, die sich ihre Wunschimmobilie rein rechnerisch leisten könnten. Die Frage ist, ob sie sich das auch leisten wollen – und viele sind da im Moment zögerlich.“ lange Zeit bewegte sich die monatliche Finanzierungsrate bei bei vergleichbaren Immobilien ungefähr auf dem Niveau der aktuellen Mietzahlung. Nun müssen Immobilienkäufer für die Monatsrate bei der Finanzierung des Eigenheims wieder tiefer in die Tasche greifen. ist in den meisten Fällen ein höherer monatlicher Betrag notwendig. „Aktuell ist die Situation wieder ähnlich wie früher: Die Finanzierung einer Immobilie läuft nicht mehr nebenbei, sondern es muss in die Tilgung gespart werden. Das erfordert Disziplin – und ist gleichzeitig eine der besten und sichersten Arten der Altersvorsorge“, erklärt Michael Neumann. (tk)

Quelle: AssCompact