Mo, 08.04.2024
Immobilienpreise im Sinkflug: Experte sagt, wann mit Trendwende zu rechnen ist

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind seit Mitte 2022 rückläufig. Immobilienexperte Sebastian Hell erläutert die Gründe für diesen Trend und welche Immobilienarten trotzdem ihren Wert gesteigert haben.

Was sind die Hauptgründe für den Rückgang der Wohnimmobilienpreise in Deutschland seit Mitte 2022?

Seit Mitte 2022 gehen die Preis für Wohnimmobilien in Deutschland zurück. Dies zeigt eine Auswertung des Immobilienfinanzierungsabwicklers Europace. Hauptgründe für den Rückgang sind die Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB). Diese beendete im Juli 2022 ihr seit 2014 laufendes Experiment mit negativen Zinsen. Die Inflation erforderte dieses Umdenken. Des Weiteren sorgten staatliche Eingriffe im Rahmen des Gebäudeenergiegesetzes, auch oftmals als „Heizungsgesetz“ bezeichnet, für Unsicherheit. Käufer hielten sich zurück und die Preise begannen zu fallen.

Über den Experten Sebastian Hell

Sebastian Hell ist seit 2005 als erfolgreicher Unternehmer in der deutschen Finanzbranche tätig. 2019 gründete er das Projekt „Hell Investiert“ mit inzwischen über 100.000 Followern in den sozialen Medien. Der Fokus liegt auf Geldanlage mittels Sachwerten (Aktien, Immobilien & Edelmetalle), um sowohl Rendite als auch Kapitalschutz zu erzielen. Sein kostenfreier wöchentlicher Report gibt dazu spannende Tipps und Ideen.

Welche spezifischen Arten von Immobilien haben trotz des allgemeinen Rückgangs ihren Wert gesteigert?

Während Bestandsobjekte einen Preisrückgang hinnehmen mussten, zeigte sich vor allem im Neubausegment eine Fortsetzung der seit 2009 laufenden Aufwärtsbewegung. Auch wenn Neubauten relativ teuer sind, gab es dort nach wie vor Nachfrage. Auch hier spielten die staatlichen Eingriffe eine Rolle. Potentielle Käufer scheuten vor immer neuen Vorgaben für den Gebäudesektor zurück und kauften lieber neue Objekte, bei denen kein Sanierungsbedarf bestand. Ältere Immobilien hingegen gaben im Wert nach.

Inwiefern haben staatliche Vorgaben zu einem Wertverlust bei Wohnimmobilien beigetragen?

Die Vorgaben durch das Gebäudeenergiegesetz sorgen dafür, dass gerade bei älteren Objekten mit schlechten Energieeffizienzklassen ein hoher Investitionsaufwand entstanden ist. Auswertungen von „Immowelt“ zeigen, dass besonders Immobilien der Energieeffizienklassen „E“, „F“, „G“ und „H“ mit deutlichen Abschlägen von bis zu 30 Prozent, zu Immobilien der besten Klassen gehandelt werden. Potentielle Käufer haben derzeit großen Verhandlungsspielraum bei schlecht gedämmten Objekten mit Sanierungsstau.

Wann ist nach Ihrer Einschätzung mit einer Trendwende bei den Wohnimmobilienpreisen zu rechnen?

Die Daten von Europace für den Februar 2024 zeigen, dass sich erstmals bei Bestandsimmobilien wieder eine Stabilisierung zeigt. Der Preisrückgang könnte in diesem Jahr ein Ende finden. Allerdings gilt die Stabilisierung eher für Objekte der Energieeffizienzklassen „D“ und besser. Immobilien in den unteren Segmenten können noch etwas weiter fallen, da die Käufer hier nach wie vor die Verhandlungsmacht besitzen. Vor allem die immer noch relativ hohen Zinsen sowie der akute Handwerkermangel, dünnen die Käuferschicht bei weniger energieeffizienten Objekten aus.

Quelle: Focus Online