Fr, 05.05.2023
Immobilienkäufer haben durchschnittlich 160.000 Euro Eigenkapital

Wer in Deutschland ein Haus oder eine Wohnung kaufen möchte, benötigt laut einer Umfrage mehr Startkapital als bisher. Aber auch das Budget von Käufern ist gestiegen.

Immobilienkäufer in Deutschland haben im vergangenen Jahr durchschnittlich 160.000 Euro an Eigenkapital in die Finanzierung eines Hauses oder einer Wohnung eingebracht. Im Jahr 2021 waren es noch 132.000 Euro durchschnittlich. Das ergab eine Umfrage des Kreditvermittlers Interhyp, die ZEIT ONLINE exklusiv vorliegt. Solche Summen könnten „Menschen Anfang bis Ende 30 meist nur aufbringen, wenn beide Partner sehr viel verdienen oder Unterstützung von der Familie bekommen“, sagt Interhyp-Vorstandschef Jörg Utecht. Etwa ein Drittel der Befragten gab an, eine Immobilie unter anderem mit geerbtem oder geschenktem Geld finanziert zu haben.

Das Unternehmen hat mehr als 1.000 Käuferinnen und Käufer sowie Immobilieninteressenten zu ihrer Wahrnehmung des Immobilienmarktes befragt. Dieser befindet sich seit gut einem Jahr im Umbruch. Die Zinsen für Immobilienkredite sind seit Januar 2022 stark gestiegen, nachdem sie sich zuvor jahrelang auf sehr niedrigem Niveau bewegten und sich dadurch auch die Kaufpreise erhöhten.

Angesichts der zuletzt gestiegenen Zinsen und sehr hoher Baukosten haben Käuferinnen und potenzielle Käufer im vergangenen Jahr auch ihr Budget deutlich angehoben, um noch eine Chance am Markt zu haben, heißt es weiter in der Interhyp-Umfrage. Auf die Frage, wie viel man sich leisten kann für den Bau oder Erwerb einer Immobilie, gaben die Befragten die durchschnittliche Summe von 375.000 Euro an. Das sind rund 27.000 Euro mehr als im Jahr 2021.

Bauchgefühl entscheidet

Auch die Zahl der Menschen, die aufgrund der Marktlage ihren Kauf verschoben haben oder dafür mehr Kompromisse etwa bei der Lage oder Ausstattung eingehen wollen, ist leicht gestiegen. Es gebe „dennoch bei vielen klare Grenzen, was die Einschränkungen angeht“, sagt Utecht. Mehr als die Hälfte der Befragten sei etwa nicht bereit, für den Hauskauf ganz auf Urlaub zu verzichten.

Interhyp zufolge verlassen sich allerdings viele Menschen in Deutschland noch sehr stark auf ihr Bauchgefühl, wenn sie erwägen, ob sie sich eine Immobilie leisten können oder nicht. Nur 37 Prozent der Befragten haben sich laut der Umfrage die monatlichen Finanzierungskosten ausgerechnet. Etwas mehr als die Hälfte orientiert sich demnach an den Immobilienpreisen in ihrer Region. 49 Prozent nähmen ihr monatliches Einkommen als Grundlage für die Einschätzung und 31 Prozent orientierten sich an den gestiegenen Kreditzinsen. „Das sind natürlich alles Faktoren, die eine wichtige Rolle bei der Finanzierung spielen“, sagt Utecht. „Gleichzeitig ist eine Finanzierung immer sehr individuell, daher sollte man sich nicht sofort vom Zinsniveau oder den Durchschnittspreisen abschrecken lassen.“

Die aktuelle Marktlage sehen Käuferinnen und potenzielle Käufer eher pessimistisch. Nur etwa ein Drittel hat laut der Umfrage festgestellt, dass die Immobilienpreise in den vergangenen Monaten leicht gesunken sind. Die überwiegende Mehrheit von 85 Prozent hingegen glaubt, dass „Verkäufer weiterhin an veralteten oder überholten Preisvorstellungen“ festhielten. Dass Käuferinnen und Käufer in diesem Markt mehr Verhandlungsspielraum haben als noch vor einem Jahr, haben der Erhebung zufolge nur rund 40 Prozent festgestellt.

In den vergangenen Jahren haben selbst fast baufällige Immobilien in guter Lage immer noch hohe Verkaufspreise erzielt. Das aber scheint sich gerade sehr zu ändern. Mehr als die Hälfte der Befragten in der Interhyp-Studie schließt aus, eine unsanierte Bestandimmobilie kaufen zu wollen. Ein energieeffizienter Neubau oder sanierte Bestandimmobilien haben unter dem Eindruck hoher Energiepreise und neuer Vorschriften zum Heizen klar den Vorzug. Die Mehrheit der Menschen befürchtet, mit unkalkulierbaren Kosten und zu viel Aufwand für die Modernisierung, Dämmung und ähnlichem konfrontiert zu sein.

Quelle: ZeitOnline