Mo, 04.05.2020
Immobilieninvestor rechnet ab: „Eigentümer werden faktisch enteignet“

Der Kauf und Verkauf von Immobilien hat Rainer Zitelmann reich gemacht. Allerdings ist er inzwischen vorsichtig geworden, was Investitionen auf dem deutschen Immobilienmarkt betrifft. Der Grund: Wegen steigender Mieten greift die Politik immer stärker in den Markt ein. Aus Sicht von Zitelmann verlieren Eigentümer durch diese Gesetze und Regulierungen zunehmend ihre Rechte.

Zitelmann beklagt die zunehmenden Eingriffe der Politik in den Immobiliensektor. Die Mietpreisbremse und der Mietendeckel sind für ihn nur der Anfang. „Die Eigentümer haben nur noch den formalen Rechtstitel“, sagt er.

Hohe Mieten auch wegen über 25.000 Vorschriften
Die politischen Eingriffe lösen dabei aus seiner Sicht nicht das Kernproblem der steigenden Mieten. Der Grund dafür sei vor allem, dass zu wenig gebaut würde. „Investoren werden geradezu als Feinde betrachtet. Die Politik macht es ihnen schwer, neuen Wohnraum zu schaffen“, sagt Zitelmann. Oftmals dauere es zehn Jahre, bis gebaut werden kann. „Zwei Jahre davon sind die Bauzeit, die anderen acht Jahre gehen für Diskussionen mit den Behörden drauf.“

Hinzukämen die vielen Vorschriften, die das Bauen teurer machten. „Wir haben 25.000 Vorschriften, vor allem im Bereich Energiesparen“, sagt Zitelmann. „Und fast täglich kommen neue hinzu.“

Mieten-Stopp schadet Mietern langfristig
Vor allem wundert ihn bei den Eingriffen der Politik, dass die Vergangenheit gezeigt habe, dass es der falsche Weg sei. „Mietenstopp und Staatswohnungen sind keine neue Idee“, sagt Zitelmann. „Das hatten wir auch in der DDR. Am Ende der DDR waren viele Wohnungen praktisch unbewohnbar, weil zu wenig investiert wurde. Kurzfristig klingt es zwar toll für die Mieter, wenn sie nicht mehr zahlen müssen. Langfristig schadet es ihnen aber.“

Die Politik vergesse außerdem, dass Investoren ihr Geld ja nicht in deutsche Wohnimmobilien stecken müssten. „Die können auch in Länder gehen, wo es weniger Regulierung gibt, oder zum Beispiel in Aktien investieren“, sagt Zitelmann.

Immobilien lohnen sich nicht
Neben den politischen Eingriffen kommen Immobilien in Deutschland für ihn auch wegen der hohen Preise nicht in Frage. Mittlerweile müsse man soviel zahlen, dass unter Strich kaum noch eine nennenswerte Rendite übrigbleibt.

Auf was Investoren bei Immobilien achten sollten
Wer sich dennoch für eine Investition in Immobilien entscheidet, sollte auf ein paar Dinge achten, rät Zitelman. So sei es angesichts der niedrigen Zinsen wichtig, die günstigen Konditionen so lange wie möglich festzuschreiben: „Noch sind die Zinsen im Keller, aber irgendwann werden sie wieder steigen.“ Außerdem sollte man, bevor man eine gebrauchte Immobile kauft, das Haus von einem Sachverständigen auf Mängel untersuchen lassen. Zudem gibt Zitelmann als Tipp, sich mit den Mietern zu unterhalten. „Die Mieter wissen alles über das Haus“, sagt der Experte.

Geldanlage in Immobilien diszipliniert
Auch wenn Zitelmann nicht der Meinung ist, dass man sich bei der Geldanlage zwischen Aktien oder Immobilien entscheiden sollen – für alles gebe es eine Zeit – so sieht er doch einen Vorteil von Immobilien: die disziplinierende Wirkung. Was er damit meint: Eine Immobilie verkauft man nicht so schnell wie ein paar Aktien. Er spricht von einer Art „Zwangs-Sparplan“, den sich die Eigentümer auferlegen. Der aber führe dazu, dass Immobilienbesitzer in der Regeln ein deutlich größeres Vermögen aufbauten als Aktionäre.

Quelle: Focus