Di, 20.12.2022
Immobilienfinanzierer pessimistisch wie nie zuvor

Der Immobilienfinanzierungsindex (DIFI) von JLL und dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) ist auf einen neuen Tiefstand abgerutscht. Sowohl bei der Bewertung der aktuellen Lage als auch beim Ausblick auf die absehbare Zukunft herrscht Katerstimmung.

2022 bleibt für Immobilienfinanzierer auch mit Blick auf das vierte Quartal ein Seuchenjahr, die Aussichten für die absehbare Zukunft sind ebenfalls von Pessimismus geprägt. Dies ergeht aus dem Deutschen Immobilienfinanzierungsindex (DIFI), ein von JLL und dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) quartalsweise erhobener Stimmungsindikator für die gewerbliche Immobilienfinanzierung, für den Finanzierungsexperten ihre Einschätzungen abgeben. Demnach ist der Index für das Schlussquartal zum vierten Mal in Folge gesunken – im Vergleich zum Vorquartal um 19,2 Punkte auf minus 69,7 Punkte. Das sei der niedrigste Stand seit der erstmaligen Erhebung im Jahr 2011.

Stimmungsindikator: Keine Besserung in Sicht

Die Katerstimmung unter den befragten Immobilienfinanzierungsexperten beruht auf der Einschätzung der aktuellen Lage sowie einem Ausblick auf die kommenden sechs Monate. Der sogenannte Situationsindikator habe gegenüber dem Vorquartal 22,6 Punkte verloren und stehe jetzt bei minus 82,3 Punkten. Der Erwartungsindikator notiert den Umfrageergebnissen zufolge bei minus 57,1 Punkten – ein Minus von 15,9 Punkten im Vorquartalsvergleich. Für Immobilienfinanzierer sei es trotz der leicht verbesserten konjunkturellen Lage „weiterhin ein von vielen Unsicherheiten geprägtes Marktumfeld“, resümiert Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany.

Stimmung im Wohnungsmarkt ist am schlechtesten

Wie es weiter heißt, ist die Unsicherheit im Finanzierungsmarkt für Wohnimmobilien am spürbarsten, weshalb der entsprechende Situationsindex hier auf minus 100 Punkte abgerutscht ist. Bei Büroimmobilien (minus 94,7 Punkte) sehe die aktuelle Lage nur leicht besser aus, während es bei Hotelimmobilien im Vergleich zum vergangenen Quartal eine leichte Stimmungsaufhellung auf minus 60,1 Punkte gegeben habe (Vorquartal: minus 69,5 Punkte).

Die Erwartungsindikatoren für Einzelhandelsimmobilien und Hotels haben sich nur leicht verbessert bzw. verschlechtert, heißt es weiter. „Deutlich negativer betrachtet“ werden die Sektoren Wohnen und Büro mit jeweils minus 64,7 Punkten.

Viele Kreditinstitute legen Neugeschäft weitestgehend auf Eis

Bei Kreditinstituten beobachtet JLL aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten eine starke Zurückhaltung. Der Fokus liege, so Timo Wagner, verantwortlich für Debt Advisory bei JLL Deutschland, häufig bei den Bestandskunden und laufenden Finanzierungen. „Erst wenn hier Klarheit über drohende Abschreibungen herrscht und die Banken das Thema im Griff haben, werden sie sich wieder verstärkt dem Neugeschäft widmen“, prophezeit Wagner daher.

JLL zufolge steht es auch um sämtliche Refinanzierungsinstrumente schlecht: Bei den Erwartungsindikatoren für Pfandbriefe (minus 28,5 Punkte), unbesicherte Schuldverschreibungen (minus 73,3 Punkte) und Mortgage Backed Securities (minus 71,5 Punkte) wurden demnach die niedrigsten Werte seit Beginn der Umfrage gemessen.

Quelle: Haufe Online Redaktion