Wer sich sein Eigenheim in der Hoffnung gekauft hat, dass es in den nächsten Jahren an Wert gewinnt, wird damit in vielen deutschen Regionen auf die Nase fliegen. Wir haben alle 401 deutschen Städte und Landkreise analysiert und verraten, wo Sie am meisten Geld mit Immobilien verlieren.
Wer denkt, dass Immobilienpreise in Deutschland stets steigen, liegt falsch. Während das Leben in vielen deutschen Großstädten immer teurer wird, sinken die Preise in 194 der 401 deutschen Städte und Landkreise mittelfristig. Das ist das Ergebnis einer Analyse des Hamburger Weltwirtschaftsinstitutes (HHWI), die im Postbank Wohnatlas 2021 veröffentlicht ist.
Am härtesten trifft es dabei Suhl in Thüringen. Die knapp 35.000 Einwohner große Mittelstadt im Süden des Freistaates verliert zusehends an Wert. Um 5,02 Prozent pro Jahr sollen die Kaufpreise laut HHWI hier sinken, zumindest bis 2030. Eine 100-Quadratmeter-Wohnung, die Sie heute ohne Nebenkosten noch rund 165.000 Euro kostet, wäre dann 2030 nur noch knapp 99.000 Euro wert. Der Wertverlust läge damit bei 66.461 Euro. Nirgendwo in Deutschland sind es mehr.
Immobilien: Ländliches Ostdeutschland verliert am schnellsten an Wert
So wie Suhl ergeht es aber vielen Städten und Landkreisen vor allem in Ostdeutschland. In 66 der 76 ostdeutschen Regionen außerhalb Berlins sollen laut Wohnatlas die Preise fallen. Absolut gesehen geht es nach Suhl am stärksten im Landkreis Vorpommern-Rügen (59.640 Euro), in Frankfurt an der Oder (56.246 Euro), im Landkreis Anhalt-Bitterfeld (48.577 Euro) und im Landkreis Oberspreewald-Lausitz (45.709 Euro) nach unten – immer gerechnet an einem beispielhaften Haus mit 100 Quadratmetern Wohnfläche.
Unter den zehn deutschen Regionen mit den höchsten prognostizierten Wertverlusten sind nur zwei aus den alten Bundesländern. Der nur 66.000 Einwohner große Landkreis Kronach im Norden Bayern liegt mit 40.235 Euro auf dem achten Platz, die Region Saarbrücken im Saarland kommt mit 38.861 Euro auf Platz 10.
Zwar belegen die westdeutschen Bundesländer keine Spitzenplätze, doch zahlenmäßig gibt es hier mehr Regionen mit Wertverlusten. 128 der 194 Städte und Landkreise, die Sie für eine Immobilieninvestition meiden sollten, liegen hier. Nach Kronach und Saarbrücken wären die Verluste im Landkreis St. Wendel im Saarland (34.602 Euro), Bayreuth in Bayern (33.707 Euro) und Wilhelmshaven in Niedersachsen (33.266 Euro) am höchsten.
Die meisten Verlustregionen liegen aber im Westen
Neben dem Saarland und den ländlichen Regionen Nordbayern sind auch der Norden Hessens, große Teile Nordrhein-Westfalens, insbesondere das Ruhrgebiet, Rheinland-Pfalz, das südliche Niedersachsen und Bremen nebst Bremerhaven von Wertverlusten bedroht. Auch Großstädte sind deswegen davon betroffen. Die Preise sollen in 34 von ihnen sinken, darunter etwa Essen, Duisburg, Dortmund, Bochum, Wuppertal und Bielefeld.
Die Regionen sind dabei nicht zufällig betroffen. Mit Ausnahme von Rosenheim in Bayern verlieren Immobilien ausschließlich in Landkreisen und Städten an Wert, in denen bis 2030 auch die Bevölkerungszahl sinken soll. Suhl als Paradebeispiel hat bereits in den vergangenen drei Jahren rund 3000 seiner einst 38.000 Einwohner verloren. Bis 2030 soll die Einwohnerzahl um weitere 15 Prozent sinken. Damit leben hier auch immer weniger Menschen, die sich überhaupt eine Immobilie leisten können – ergo fallen die Preise.
Nahezu ebenso wichtig: Weil es in diesen Regionen immer weniger gutbezahlte Arbeitsplätze gibt, fällt bis 2030 das verfügbare Einkommen der Bewohner. Das unterscheidet Regionen mit Wertverlust etwa von rund 90 Landkreisen und Städten, in denen die Preise trotz Bevölkerungsrückgang steigen sollen. Hier wächst das verfügbare Einkommen pro Haushalt.
Dass die Preise in so vielen Regionen sinken, muss für Sie aber kein Nachteil sein. Klar, als Anlageobjekt eignet sich ein Haus in solchen Regionen nicht mehr. Aber wer einfach nur günstig ein großes Eigenheim erwerben möchte und wem die entsprechenden Wohnorte gefallen, der kann dort durchaus Schnäppchen machen.
Quelle: Focus Online