Bis 2021 will die Bundesregierung rund 1,5 Millionen neue Wohnungen auf den Markt bringen. Zwar wächst das Angebot spürbar, doch das Ziel wird wohl verfehlt.
Der Wohnungsbau bleibt ein wichtiger Wachstumstreiber der deutschen Bauindustrie. Für das laufende Jahr rechnen die beiden größten Branchenverbände mit rund 300.000 neuen Einheiten, wie der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) am Mittwoch in Berlin mitteilten. Das wären rund 13.000 Wohnungen mehr als noch im Jahr davor.
Das Ziel der Bundesregierung, bis 2021 insgesamt rund 1,5 Millionen neue Wohnungen auf den Markt zu bringen, wird damit aber dennoch deutlich verfehlt. Dafür wären jährlich 375.000 neue Einheiten notwendig. Für das kommende Jahr rechnet der HDB mit 310.000.
„Die Menschen suchen einen Hafen, wo sie ihr Geld anlegen können“, sagte Reinhard Quast, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes am Mittwoch. Steigende Einkommen, der stabile Arbeitsmarkt und ein nach wie vor starker Zuzug in die Ballungsgebiete seien die Gründe für diese Entwicklung. Beim Wohnungsbau gehen die Verbände für 2019 derzeit von einem Wachstum von sieben Prozent aus.
„Doch an diesen Grundpfeilern wird gerade gerüttelt“, sagte Quast mit Blick auf Mietendeckel und Mietpreisbremse, mit der die Politik bezahlbaren Wohnraum sicherstellen will. „Da sehen wir für unsere Branche aber auch für das ganze Land eine Gefahr.“ Quast warnte erneut vor ausbleibenden Investitionen auf dem Wohnungsmarkt, auch wenn etwa beim Mietendeckel in Berlin Neubauten ausgenommen seien.
Bislang seien ihm allerdings keine Bauvorhaben bekannt, die aus diesem Grund gestoppt worden seien. „Investitionen zurückzufahren, dauert immer ein bisschen länger“, sagte Quast. Sollten die Gerichte den Mietendeckel aber zulassen, „hört das Bauen auf“.
Bauen wird darüber hinaus noch teurer. Um 5,5 Prozent seien die Preise im laufenden Jahr durchschnittlich gestiegen und damit stärker als die Inflation. Auch im kommenden Jahr rechnen die Verbände mit einer ähnlichen Preisentwicklung.
8,5 Prozent Umsatzsteigerung erwartet
2019 markiert das neunte Jahr in Folge, in dem die Gesamtumsätze der Branche deutlich gestiegen sind. Darunter fallen neben dem Wohnungsbau auch der Wirtschafts- sowie der Öffentliche Bau. Allerdings nimmt das Wachstumstempo allmählich ab.
Der Verband rechnet mit einer Umsatzsteigerung von 8,5 Prozent auf 137,2 Milliarden Euro im laufenden Jahr. Für 2020 werden 145 Milliarden erwartet und damit rund 5,5 Prozent mehr. 2018 waren die Umsätze der Branche noch um 11 Prozent gestiegen.
Zum Ende des dritten Quartals hatte der Auftragsbestand bei 54 Milliarden Euro gelegen – 13 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Auftragseingang habe im selben Zeitraum um 10 Prozent zugelegt.
Die Nachfrage aus der Wirtschaft sei vor allem geprägt durch die schwächelnde Konjunktur. Seit drei Monaten gebe es einen Rückgang etwa bei Fabrik- und Werkstattgebäuden, die besonders von der exportorientierten Industrie nachgefragt würden.
Auf der anderen Seite sorge der robuste Arbeitsmarkt für zahlreiche neue Bürojobs, weshalb der Bedarf an entsprechenden Flächen steige. Der private Konsum treibe zudem die Entwicklung bei Handels- und Lagergebäuden an, in denen die Produkte zwischengelagert würden.
Fachkräftemangel bremst das Wachstum
Begrenzender Faktor bleibt der Fachkräftemangel. Zwar betonten die Verbände am Mittwoch Erfolge bei den Einstellungen. Rund 857.000 Mitarbeiter beschäftigte die Branche demnach im laufenden Jahr und damit 2,5 Prozent mehr als noch 2018.
Doch bleibe die Bauindustrie angewiesen auf ausländische Fachkräfte. Ihr Anteil hat sich den Verbänden zufolge innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt. Inzwischen kommt jeder fünfte Beschäftigte nicht aus Deutschland.
Quast forderte daher, die sogenannte Westbalkan-Regelung nicht auslaufen zu lassen. Diese ermöglicht es Menschen aus sicheren Balkan-Herkunftsländern, mit einem gültigen Arbeitsvertrag nach Deutschland einzureisen. Einen Nachweis über ihre berufliche Qualifikation benötigen sie dafür nicht – anders als beim neuen Fachkräfte-Einwanderungsgesetz.
Quelle: Wirtschaftswoche