Es zeichnet sich ein noch schwächeres Wohnungsjahr ab als 2023: Zwischen Januar und November 2024 wurden nur 193.000 neue Einheiten von den Behörden genehmigt, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Die Immobilienbranche hofft auf die neue Bundesregierung.
In Deutschland sind auch im November 2024 vergleichsweise wenige Wohnungen neu genehmigt worden. 17.900 Einheiten bedeuten einen Rückgang um 13 Prozent (minus 2.700 Baugenehmigungen) im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am 17.1.2025 mitteilte.
Damit sind nach elf Monaten des vergangenen Jahres erst 193.000 Wohnungen von den Behörden auf den Weg gebracht worden – 18,9 Prozent oder 45.200 Einheiten weniger als im Vorjahreszeitraum.
Es zeichnet sich damit ein noch schwächeres Wohnungsjahr ab als 2023, das mit 260.100 Einheiten bereits deutlich unter den politischen Zielsetzungen der Ampel-Koalition von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr. Privaten Bauherren und Unternehmen machen noch immer die Zinsen für Immobilienkredite und zu hohe Baupreise zu schaffen.
Mehrfamilienhäuser: Ein Fünftel weniger neue Wohnungen
In den Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes sind sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.
In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden den Zahlen zufolge im November 2024 insgesamt 14.200 Wohnungen genehmigt. Das waren 16,8 Prozent oder 2.900 Wohnungen weniger als im November 2023. Von Januar bis November 2024 wurden 158.000 Neubauwohnungen genehmigt und damit rund ein Fünftel (21,8 Prozent oder 44.100 Einheiten) weniger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum.
Dabei ging in der Statistik die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 22,1 Prozent (minus 9.900) auf 34.800 genehmigte Wohnungen zurück. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl um 12,7 Prozent (minus 1.700) auf 11.700 neue Einheiten. Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerten sich die Genehmigungen deutlich um 22,4 Prozent (minus 29.300) auf 101.200 Wohnungen.
Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) taxiert die Zahl der fehlenden Wohnungen in Deutschland auf 600.000 und sieht die konkrete Gefahr, dass die Lücke ohne extra Anstrengungen auf 830.000 im Jahr 2027 ansteigt.
Immobilienbranche: Starkes Bauministerium gefragt
„Die Entwicklung ist so ernst, dass starke Antworten auf den Wohnungsmangel zwingend ins 100-Tage-Programm der künftigen Regierung gehören“, sagte ZIA-Präsidentin Iris Schöberl. Der Verband fordert unter anderem die Einführung einer Sonderregelung im Baugesetzbuch (§ 246 BauGB) ohne Abstriche auf den Wohnungsbau, einen tragfähigen Vorschlag für den Gebäudetyp E und eine zielgenaue Überarbeitung der Lärmschutz-Auflagen für Gewerbe („TA Lärm“). Auch beim Modell Mitarbeiterwohnungen (Werkswohnungen) sieht der ZIA großes Potenzial.
Und Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW: „In der anstehenden Legislaturperiode muss die neue Bundesregierung dem Wohnungsbau Vorrang vor anderen Themen einräumen und alle verfügbaren Hebel in Bewegung setzen, um die dramatische Lage zu entschärfen.“ Das Baugesetzbuch müsse daher so gestaltet werden, dass das Bauen von Wohnungen gegenüber anderen Belangen regelmäßig im Vordergrund steht. Dafür sei auch weiterhin ein gestärktes, eigenständiges Bauministerium notwendig.
Es brauche dringend ein Marktumfeld, das langfristige Planungen ermögliche, ergänzte Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. „Denn nur was morgen genehmigt wird, wird übermorgen gebaut.“ Konkret brauche der Wohnungsbau eine verlässliche Förderkulisse, die für alle verständlich ist, „das Bekenntnis zum einfachen Bauen mit einem Kahlschlag überbordender Anforderungen an Gebäude und Bürokratie. Und eine Regulatorik, die bezahlbaren Wohnraum und Klimaschutz gemeinsam denkt.“
Quelle: Haufe Online Redaktion