Fr, 24.08.2018
Wie Zinsen und Tilgung die Darlehenslaufzeit beeinflussen

Die Darlehenslaufzeit gibt an, bis wann der Kredit zurückgezahlt werden muss. Die Tilgung und die Höhe der Zinsen beeinflussen sie. Gerade wenn der Bauzins niedrig ist, sollte man gut rechnen.

Unter der Darlehenslaufzeit bei Baufinanzierungen wird die Zeit verstanden, in welcher das gesamte Darlehen zurückgezahlt wird, d.h. bis wann man wieder schuldenfrei ist. Dies ist auch zugleich der Unterschied zu der oft genannten Sollzinsbindung (alt: Zinsbindung). Diese drückt aus, wie lange die Zinsen der Baufinanzierung vertraglich festgeschrieben sind.

Sind Laufzeit des Darlehens und die Sollzinsbindung identisch, dann wird von einem Volltilgerdarlehen gesprochen.

Weshalb heißt es oft „kalkulatorische“ Darlehenslaufzeit oder Gesamtlaufzeit?
In den meisten Fällen ist die Sollzinsbindung kürzer als die Darlehenslaufzeit. In diesen Fällen wird bei der Berechnung auch von einer „kalkulatorischen“ Darlehenslaufzeit gesprochen. Warum? Weil die Darlehenslaufzeit eben von Tilgung und Zins abhängig ist. Für die Berechnung der Darlehenslaufzeit muss daher eine Annahme getroffen werden: Mit welchem Zins und welcher Tilgung wird nach Sollzinsbindungsende weiter gerechnet? Da den Zins niemand vorhersagen kann, wird für die Berechnung angenommen, dass der aktuelle Zins und die vereinbarte Tilgung unverändert bleiben. Deshalb spricht man auch von einer „kalkulatorischen“ Darlehenslaufzeit.

Über den Experten
Robert Tzschöckel ist Inhaber der Baufinanzierungsberatung „zinsBewusst“. Als deutschlandweit tätiger Baufinanzierungsvermittler berät zinsBewusst bei Baufinanzierungen, Anschlussfinanzierungen, Finanzierungen von Kaufvorhaben und allen sonstigen Arten der Immobilienfinanzierung und Modernisierung.

Welche Besonderheiten gibt es?
– Je niedriger der Zins, desto länger ist die Darlehenslaufzeit. Denn der Anteil der ersparten Zinsen, die mit jeder Tilgungsleistung von der Kreditsumme abgezogen werden, ist nicht so hoch wie bei teureren Finanzierungskosten. Das führt dazu, dass der Tilgungsanteil an der Kreditrate langsamer steigt. Anders gesagt: Bei niedrigen Zinsen sinkt der Zinsanteil an der monatlichen Gesamtrate langsamer, entsprechend langsamer steigt der Tilgungsanteil. Deshalb: Das durch den niedrigeren Zins gesparte Geld am besten in die Tilgung investieren, das gleicht diesen Effekt wieder aus.
– Je höher die Tilgung, desto kürzer ist die Darlehenslaufzeit. Das ist an sich keine Überraschung. Dennoch ist es ratsam, sich eben genau die kalkulatorische Darlehenslaufzeit bzw. Gesamtlaufzeit errechnen zu lassen. Es ist wichtig zu wissen, wie viele Jahre eingespart werden können, wenn die Tilgung nur ein wenig erhöht wird. Auch Sondertilgungen verkürzen die Darlehenslaufzeit. Diese sind in der Berechnung einer kalkulatorischen Darlehenslaufzeit jedoch nicht inbegriffen.

Worauf sollte ich bei der Wahl der Darlehenslaufzeit und damit der Tilgungshöhe achten?
Schnell wird klar, dass bei den derzeit sehr niedrigen Zinsen die Tilgung des Darlehens mindestens zwei bis drei Prozent betragen sollte. Je nachdem in welchem Alter man sich zum Zeitpunkt der Darlehensaufnahme befindet, kann die Höhe der Tilgung (und damit die Darlehenslaufzeit) sehr genau auf beispielweise den Renteneintritt abgestimmt werden.

Sondertilgungen können und sollen natürlich auch mit bedacht werden. Diese reduzieren entweder die Restschuld nach Ablauf der Sollzinsbindung (und sparen somit zu zahlende Zinsen) bzw. verringern die Darlehenslaufzeit bei Volltilgungsdarlehen. Ihre Immobilienfinanzierung sollte also möglichst genau zu den eigenen Bedürfnissen passen. Behalten Sie daher die Gesamtlaufzeit stets im Blick, damit Sie auch im Alter Freude am eigenen Zuhause haben.

Quelle: Focus Online