Mi, 22.04.2020
Experte warnt Eigentümer: Aktuelle Krise drückt auf Immobilienpreise

Deutschlands Immobilienpreise und Mieten sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Doch jetzt scheint der Trend zu kippen. Eine aktuelle Studie hält sinkende Preise für möglich. Die Prognose lautet: Potenzielle Käufer schrecken vor Mondpreisen zurück.

Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln könnte die Corona-Pandemie zu einem Rückgang der Wohnimmobilienpreise führen. Das berichtet die „Welt am Sonntag“ unter Berufung auf die ermittelten Daten.

Sinkende Mieterwartungen belasten Immobilienpreise
Der anhaltende wirtschaftliche Lockdown drückt demnach auch auf die Immobilienmarkt: „Ausgehend von möglichen Insolvenzen und vermehrter Arbeitslosigkeit dürften die zukünftigen Mietpreiserwartungen vermindert werden, weil den Haushalten insgesamt weniger Einkommen zur Verfügung steht“, heißt es in der IW-Studie. Das könne sich „negativ auf die Wohnungspreise auswirken“, so das Fazit der Studienautoren.

Bereits in einer früheren Untersuchung hatte das IW Köln auf die schwierige Lage für den Immobilienmarkt hingewiesen: „Schon in ruhigen Zeiten ist es herausfordernd, die Zahlungsbereitschaft für eine Immobilie zu bestimmen. Wer eine Immobilie kauft, muss letztlich eine Vorstellung über die Entwicklung der Mieten an einem bestimmten Standort über die gesamte Nutzungsdauer der Immobilie entwickeln – und dabei auch noch berücksichtigen, wie sich die Zinsen über diesen langen Zeitraum entwickeln.“ Das sei derzeit kaum möglich.

Regionen mit hohen Mieten stärker betroffen
Allerdings wirke sich die corona-bedingte Immobilien-Krise nicht in allen Marktbereichen gleich aus. „Es gibt einzelne Marktsegmente, die stärker von einem kurzfristigen Nachfragerückgang betroffen sein dürften – beispielsweise Mikroapartments, wo die mobilen Fachkräfte als Mieter wegfallen, oder etwa Wohnungen im Luxussegment“, betonte Michael Voigtländer, Immobilienexperte des IW, gegenüber der Zeitung.

In hochpreisigen Regionen drohe eine größere Gefahr von Preisrückgängen. Experte Voigtländer nennt Süddeutschland als Beispiel. Hier waren die „Mieten im Verhältnis zu den Löhnen bereits vor der Krise relativ hoch“, so der IW-Mitarbeiter. Er weist auf weitere Effekte hin: „An einigen Standorten kommt noch der Strukturwandel in der Autoindustrie hinzu, sodass Mietsteigerungserwartungen und damit Preise stärker zurückgehen könnten.“ Die Zentren der deutschen Autoindustrie sind unter anderem Wolfsburg und Zwickau (VW), Stuttgart (Daimler, Porsche), München (BMW) und Ulm (Audi).

Sinkende Bauzinsen könnten Effekt bremsen
Die Studie erwähnt aber auch mögliche gegenteilige Aspekte: Weiter fallende Bauzinsen könnten den Preisrückgang eindämmen. „Wir halten es durchaus für möglich, dass die Hypothekenzinsen noch einmal zurückgehen“, sagte Voigtländer der „Welt“.

Die Europäische Zentralbank ( EZB) sorge mit viel billigem Geld für niedrige Zinsen. Das könne jederzeit zu deutlichen Rückgänge bei den Immobilien-Zinsen führen, so der Experte. Das hätten die vergangenen Monate mehrfach gezeigt.

Quelle: Focus