Mo, 13.03.2023

Die Baugenehmigungen für Wohnungen sind nach Daten des Statistischen Bundesamts (Destatis) im vergangenen Jahr dramatisch eingebrochen – trotz Wohnungsmanagel wurde so wenig genehmigt wie seit 2018 nicht mehr. Bei den Mehrfamilienhäusern hat sich der Abwärtstrend im Dezember erst beschleunigt.

Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Deutschland ist im Jahr 2022 weiter drastisch gesunken. Die Behörden bewilligten 354.400 Vorhaben, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am 10. März mitteilte – das waren 6,9 Prozent oder 26.300 Wohnungen weniger als im Vorjahr. Niedriger war nach Angaben der Behörde der Wert zuletzt im Jahr 2018 mit insgesamt 346.800 Einheiten.

Zum Rückgang der Bauvorhaben haben demnach vor allem der Materialmangel, hohe Kosten für Baumaterialien, der Fachkräftemangel und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen.

In den Zahlen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten. In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden im vergangenen Jahr 304.600 Wohnungen genehmigt. Das waren 7,3 Prozent (23.900 Wohnungen) weniger als im Vorjahr.

Zahl der neu genehmigten Wohnungen sinkt seit Sommer

Die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen ging im zweiten Halbjahr 2022 besonders deutlich zurück gegenüber dem Vorjahreszeitraum: Wurden im ersten Halbjahr 2022 nur 2,1 Prozent weniger Wohnungen genehmigt als im ersten Halbjahr 2021, so waren es im zweiten Halbjahr 2022 dann 12,6 Prozent weniger als im zweiten Halbjahr 2021. Seit Mai 2022 wurden durchgängig weniger Anträge für neue Wohnungen genehmigt als im jeweiligen Vorjahresmonat.

Wurden im Januar 2022 noch 9,4 Prozent Wohnungen mehr genehmigt als im Vorjahresmonat, so waren es im August schon 10,5 Prozent Wohnungen weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Genehmigungen verringerte sich ab August von 24.100 bis auf 20.400 Wohnungen im November (minus 15,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat). Einen niedrigeren Monatswert hatte es in den vergangenen fünf Jahren nur im Februar 2019 mit 18.900 Wohnungen gegeben. Im saisonbedingt starken Dezember 2022 stieg die Zahl zwar auf 28.100 Wohnungen an, das waren aber dennoch 20,1 Prozent genehmigte Wohnungen weniger als im Dezember 2021.

Weniger genehmigte Wohnungen auch in Mehrfamilienhäusern

Besonders stark war der Rückgang der Baugenehmigungen bei den Einfamilienhäusern (minus 16,8 Prozent). Ein Grund war das Auslaufen des Baukindergeldes, das noch bis Ende März 2021 gegolten hat, hieß es. Die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen in Zweifamilienhäusern sank um 13,8 Prozent. Genehmigt wurden 27.700 Wohnungen oder 4.400 weniger neue Wohnungen in Zweifamilienhäusern als im Vorjahr.

In Mehrfamilienhäusern wurden im Jahr 2022 mit 190.400 Wohnungen nur 1,6 Prozent weniger bewilligt als 2021 – allerdings hat sich der Abwärtstrend im Jahresverlauf deutlich beschleunigt, so Destatis. Im Dezember 2022 wurden in neu zu errichtenden Mehrfamilienhäusern nur 19.200 Wohnungen genehmigt; 19,3 Prozent oder 4.600 Wohnungen weniger als im Vorjahresmonat. Üblicherweise werden im Dezember besonders viele Mehrfamilienhäuser genehmigt.

Die Zahl der Baugenehmigungen ist mit Blick auf den Wohnungsmangel ein wichtiger Indikator. Allerdings werden genehmigte Wohnungen oft nicht gebaut, weil Handwerker und Baufirmen keine Kapazitäten haben. Auch die stark gestiegenen Preise für Baustoffe und Bauland bremsen.

Geywitz: Fokus auf serielles und modulares Bauen

Bauministerin Klara Geywitz (SPD) hatte zuvor eingeräumt, dass die Ampel-Koalition ihr Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr verfehlen wird. Die Zahl der 2022 fertiggestellten Wohnungen liegt noch nicht vor.

Der Bauüberhang von genehmigten, aber nicht gebauten Wohnungen steige weiter an – es seien im Jahr 2022 mehr neue Wohnungen genehmigt als 2021 fertiggestellt worden seien –, dem werde das Bauministerium durch vereinfachte Planungs- und Genehmigungsverfahren, einer stärkeren Digitalisierung und einem Fokus hin zum seriellen und modularen Bauen begegnen, versprach Geywitz: „Zudem haben wir im März das Programm ‚Klimafreundlicher Neubau‘ mit einem Volumen von 750 Millionen Euro gestartet. Im Juni folgt eine Wohneigentumsförderung für Familien mit kleinen und mittleren Einkommen (Volumen: 350 Millionen Euro).“

„Wir brauchen jetzt dringend zweierlei“, sagte Das wird dramatische Auswirkungen auf den Wohnungsbau im Land haben. Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), Felix Pakleppa, drängte auf ein Einlenken der Politik. „Anstatt noch höherer Auflagen und Regulierungen, die das Bauen verteuern und Bauherren verzweifeln lassen, muss temporär der überambitionierte energetische Standard EH-40 bei der Förderung ausgesetzt werden.“

Quelle: Haufe Online Redaktion